Aufgepasst bei Konsumentenkrediten
ARAG Experte Tobias Klingelhöfer über (Kosten)Fallen bei Ratenkrediten
Lockt ein neues Gebrauchsschätzchen oder soll ein lang ersehnter Traum ohne vorheriges Sparen angeschafft werden, gibt es die Möglichkeit eines Konsumentenkredits. Schnell und zu Top-Konditionen mit einer Auszahlung direkt am selben Tag: Damit werben mittlerweile Kreditvermittler und auch Online-Händler wie Amazon und Co als Alternativen zu Banken und Sparkassen. Doch wer bei Onlinekäufen einen Ratenkredit wählt, kann an schwarze Schafe geraten oder zahlt möglicherweise mehr als bei einem günstigen Bankkredit. ARAG Experte Tobias Klingelhöfer erklärt, was Kosumenten für Möglichkeiten haben und welche Fallen lauern.
Was ist ein Ratenkredit?
Tobias Klingelhöfer: Ein Ratenkredit oder auch Konsumentenkredit ist die häufigste und verbreitetste Variante des Kredits. Im Gegensatz zu einem zweckgebundenen Kredit, wie z. B. bei Bau- oder Autokrediten kann der Verwendungszweck bei Ratenkrediten frei gewählt werden. In der Regel steht Verbrauchern das Geld in ein bis zwei Tagen zur Verfügung und die geliehene Summe wird in Monatsraten über eine bestimmte Laufzeit zu festgelegten Ratenkreditzinsen zurückgezahlt.
Was sind die Nachteile bei Ratenkrediten von Online-Händlern?
Tobias Klingelhöfer: Dazu ist eine aktuelle Erhebung (https://www.verivox.de/kredit/nachrichten/teure-ratenfinanzierung-fast-1600-euro-zinsen-fuer-einen-5000-euro-einkauf-1119388/) des Vergleichsportals Verivox interessant, bei der Musterfinanzierungen bei drei umsatzstarken Onlinehändlern berechnet wurden. Sie zeigt, dass sich der Einkauf durch eine Ratenzahlung erheblich verteuern kann. Für einen Ratenkauf zu Standardkonditionen zahlen Verbraucher bei den drei untersuchten Händlern zwischen 7,69 Prozent und 15,31 Prozent Zinsen. Daher sollte man sich die Konditionen genau ansehen. Eine Finanzierung über Onlinehändler zu Ratenkonditionen ist zwar einfach und direkt mit dem Einkauf zu erledigen, aber sie ist oft teuer und unflexibel, falls z. B. mal eine Sondertilgung oder eine Erhöhung der Raten getätigt werden soll.
Kann sich ein Ratenkredit über Händler auch lohnen?
Tobias Klingelhöfer: Ja. Denn die meisten Banken vergeben in der Regel keinen Kredit für geringere Beträge, zum Beispiel unter 1.000 Euro. Möchten Verbraucher etwas erwerben und sind in der Höhe nicht liquide, ist ein Ratenkauf über einen Händler eine Option. So kann der Käufer das Gut direkt nutzen und den Einkauf in Teilbeträgen abbezahlen. Nutzt man diese Möglichkeit jedoch mehrfach, häufen sich die Ratenfinanzierungen und man verliert schnell den Überblick über die monatlichen Belastungen.
Kommt ein Ratenkredit gar nicht in Frage, besteht auch die Möglichkeit, sich Geld bei Freunden zu leihen. Worauf dabei zu achten ist, haben die ARAG Experten hier (https://www.arag.de/service/infos-und-news/rechtstipps-und-gerichtsurteile/job-und-finanzen/3983/) zusammengetragen.
Welche Gefahren lauern bei unseriösen Angeboten und wie kann man sich schützen?
Tobias Klingelhöfer: Wirbt ein Anbieter für einen Kredit ohne Schufa-Auskunft, heißt es “Finger weg!”. Hier handelt es sich in aller Regel um Kreditvermittler und die vergeben selbst keine Darlehen, sondern reichen nur Anfragen an Banken weiter. Zu den Angeboten gehört auch meist, dass man gegen hohe Gebühren Antragsformulare anfordern muss. Den ersehnten Kredit hat man damit noch lange nicht. Außerdem: Selbst wenn man über den Kreditvermittler Geld erhalten sollte, wird das Darlehen zumeist bei einer Teilzahlungsbank vermittelt, deren Zinssätze wesentlich höher sind als bei Geschäftsbanken oder Sparkassen.
Was sollte ich also tun, wenn ich Geld für den Kauf benötige?
Tobias Klingelhöfer: Auch wenn die finanzielle Situation brenzlig ist, rate ich unbedingt zu einem Vergleich diverser Kreditangebote, damit die weitere finanzielle Belastung durch den Kredit nicht in die Schuldenfalle oder in die Privatinsolvenz (https://www.arag.de/service/infos-und-news/rechtstipps-und-gerichtsurteile/job-und-finanzen/4158/) führt. Über gängige Portale im Internet bekommt man einen guten Eindruck, was zu welchen Konditionen möglich ist, bevor man gegebenenfalls auch seine Hausbank um ein Angebot bittet. Folgende Punkte sollten z.B. verglichen werden: Wie hoch ist der effektive Jahreszins, zu dessen Angabe die Kreditinstitute gesetzlich verpflichtet sind? Wie hoch ist der Sollzins, den die Bank für den Kredit berechnet? Wie lang ist die Laufzeit, bis der gesamte Kreditbetrag inklusive aller Zinsen zurückgezahlt ist? Wie hoch sind die Gesamtkosten – also die Kosten für Nettokreditbetrag und sämtliche Zinsen? Besteht die Möglichkeit für Sondertilgungen und vorzeitige Kreditablösungen? Wenn ja, zu welchen Konditionen? Wichtig auch: Eine realistische Einschätzung des eigenen Einkommens. Nach Abzug aller laufenden Kosten sollten maximal zwischen 30 und 40 Prozent des restlichen Geldes für die Kreditrückzahlung genutzt werden.
Weitere interessante Informationen unter:
https://www.arag.de/service/infos-und-news/rechtstipps-und-gerichtsurteile/job-und-finanzen/
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