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Namibias Geisterstadt – Von Ochsenkarren und Diamanten

Der märchenhafte Aufstieg und tiefe Fall von Kolmannskuppe, der einst reichsten Stadt Afrikas

Wie eine Fata Morgana

Inmitten der unwirtlichen Namib-Wüste, rund 13 km vor den Toren der Hafenstadt Lüderitz, liegt Namibias (https://krauttrotter.de/reiseziele/namibia/) bekannteste Geisterstadt Kolmannskuppe. Folgt man der Beschilderung, tauchen plötzlich wie aus dem Nichts die Ruinen des verlassenen Städtchens auf. Der Wind fegt den Wüstensand durch zersplitterte Fenster und fehlende Türen in die verfallenen Häuser, deren imposante Größe vom Reichtum vergangener Tage zeugen.

Die Geburt von Kolmannskuppe

Kaum zu glauben, dass diese Ruinen im Nirgendwo Namibias einst die wohlhabendste Stadt Afrikas waren. Als Johnny Coleman im Jahr 1905 mit seinem Ochsenkarren in einer Düne der Namib-Wüste stecken bleibt, wird er zum Glück entdeckt und vor dem Verdursten gerettet. Sein Karren jedoch bleibt dort wie ein Mahnmal stehen und gibt diesem Ort im damaligen Deutsch-Südwestafrika und heutigen Namibia seinen Namen – Kolmannskuppe.

Schienen für die deutsche Schutztruppe in Namibia

Ab demselben Jahr hält die Lüderitz-Eisenbahn auf ihrem Weg nach Aus, einem Stützpunkt der deutschen Schutztruppe in Namibia, auch regelmäßig in Kolmannskuppe. Eine Gruppe Eisenbahnarbeiter hat die Aufgabe, die Bahnschienen von Sandverwehungen frei zu halten. Dabei findet einer der Arbeiter einen auffälligen Stein und übergibt ihn an seinen Vorgesetzten August Stauch. Der Hobby-Mineraloge erkennt schnell, dass es sich bei dem seltsamen Fund in der Wüste um einen Diamanten handelt und sichert sich mit zwei anderen die Schürfrechte für Kolmannskuppe.

Kolmannskuppe – Eine Stadt im Diamantenfieber

Das ist der Beginn des Diamantenbooms und führt zum rasanten Aufstieg von Kolmannskuppe. Schnell entsteht ein Diamantensucher-Camp, das sich bald zu einer kleinen Ortschaft entwickelt. Die ersten Glücksritter kommen nach Namibia und robben Seite an Seite einfach so durch den Sand, da unzählige Diamanten direkt an der Oberfläche liegen. 1908 erklärt die deutsche Regierung ein großes Areal um Kolmannskuppe zum Sperrgebiet, um den unkontrollierten Abbau von Diamanten in Namibia zu verhindern.

Dekadentes Leben in der Wüste Namibias

Die Diamantenschürfer holen ihre Familien aus Deutschland nach, denn hier lässt es sich gut leben. Die große Ausbeute an Diamanten beschert den Bewohnern von Kolmannskuppe einen beispiellosen Reichtum. Mitten in der Wüste Namibias werden herrschaftliche Villen nach deutschem Vorbild gebaut, außerdem Verwaltungsgebäude, ein Elektrizitätswerk, ein Krankenhaus und eine Schule. Es entsteht eine Ladenzeile mit Bäckerei und Schlachterei sowie eine Eisfabrik für die Gefrierschränke der Einwohner – Luxus pur.

Mit Röntgenstrahlen gegen Schmuggler

Zur Blütezeit leben rund 1.400 Menschen in Kolmannskuppe, davon 1.000 schwarze Arbeiter. Die wohnen allerdings außerhalb des Ortskerns weniger nobel in einfachen Holzhütten. Um Diamantenschmuggel nach draußen zu verhindern, findet das erste Röntgengerät Afrikas im Krankenhaus von Kolmannskuppe seinen Platz und dient fortan einem zweifelhaften Zweck: Immer wieder werden schwarze Arbeiter nach der Schicht auf Diamanten durchleuchtet, frei nach dem Motto: Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist besser.

Ein Paradies auf Zeit

Doch die Diamantenvorkommen in Kolmannskuppe sind nicht so unerschöpflich, wie man am Anfang gehofft hat. Die naheliegenden Diamantenfelder sind bald abgebaut und die Förderung der Diamanten verlagert sich immer weiter in den Süden Namibias. 1930 wird der Diamantenabbau ganz eingestellt und die Bewohner verlassen nach und nach den Ort. Viele Einrichtungsgegenstände lässt man zurück und überlässt die Stadt der Wüste und dem Verfall. Ende der 1950er-Jahre wird Kolmannskuppe endgültig zur Geisterstadt.

Lost Place und Namibias Touristenmagnet

Im Laufe der nächsten Jahrzehnte verfällt Kolmannskuppe immer mehr. Die Wüste erobert sich ihr Terrain zurück und der Sand türmt sich meterhoch in den Räumen der Häuser. Erst in den 1980er-Jahren beschließt die Regierung Namibias, dem Verfall ein Ende zu setzen. So beginnt man nach und nach einige Gebäude in Kolmannskuppe zu restaurieren und für den Tourismus zu öffnen. Heutzutage können sich Namibiareisende über die bewegte Geschichte des Ortes im kleinen Museum informieren und an interessanten Führungen durch die Geisterstadt teilnehmen.

Das traurige Ende des August S.

Und was ist nun aus dem einstigen Glücksritter August Stauch geworden? Dem hat der Diamantenfund in Kolmannskuppe langfristig kein Glück gebracht. Obwohl er Millionen mit den Diamanten verdient hat, sorgen Weltwirtschaftskrise und Zweiter Weltkrieg dafür, dass Stauch sein gesamtes Vermögen verliert. Er stirbt 1947 fernab von Namibia in seiner deutschen Heimat Thüringen an Magenkrebs im Krankenhaus, mit gerade einmal 2,50 Mark in der Tasche.

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Marion Balczun-Kocer wagte nach über 30 Jahren den Berufsausstieg als Apothekerin. Sie gründete im Februar 2024 KrautTrotter Safaris als Spezialagentur für Afrikareisen. Hier vereint sie Reiseleidenschaft, Afrika-Expertise und Ihre langjährige Erfahrung im Kunden-Management.

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