Pandemiefolgen und Lehrkräftemangel mit ehrenamtlicher Hilfe für Schüler abfedern
Der MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e.V. forderte bei seiner jährlichen Fachtagung, jetzt verstärkt ehrenamtliche Lernpartner*innen wie seine Lesementor*innen in den Schulalltag einzubinden.
Schulschließungen, Wechselunterricht und zuletzt massiver Unterrichtsausfall aufgrund der Pandemie haben bei vielen Schüler*innen zu enormen Wissenslücken, Sorgen und psychischen Problemen geführt. Um sie aufzufangen, bedarf es individueller Förderung und Betreuung, die viele Schulen aufgrund des Fachkräftemangels nicht leisten können. Daher forderte der MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e.V. bei seiner jährlichen Fachtagung, jetzt verstärkt ehrenamtliche Lernpartner*innen wie seine Lesementor*innen in den Schulalltag einzubinden. Auch für geflüchtete Kinder aus der Ukraine können sie wertvolle Unterstützung beim Lernen und für die Integration beisteuern. So lässt sich die Arbeit der schulischen Fachkräfte sinnvoll und schnell ergänzen.
Über die aktuelle Situation an den Schulen berichteten die 106 Mitgliedsvereine bei der Tagung, die der Verband mit seinem regionalen Mitgliedsverein MENTOR – Die Leselernhelfer Gießen e.V. ausrichtete. Um die aktuelle, große Nachfrage zu decken, werden neue ehrenamtliche Lesementor*innen gesucht: Wer unter dem Dach des Bundesverbands einen neuen MENTOR-Verein für Mentor*innen aufbauen möchte, erhält umfassende Unterstützung. Daher dankte der Verband in Gießen auch der Deutschen Bank Stiftung, die eine Anschubfinanzierung für die neuen Vereine ermöglicht. Außerdem diskutierten die Teilnehmenden die Zukunft der Leseförderung.
Das Lesen ist deshalb so wichtig, weil es die Basis für das Lernen in allen Fächern bildet. Daher alarmiert es, dass aufgrund der Pandemie 28 Prozent der Viertklässler nur noch schwach oder sehr schwach lesen können, ihnen fehlt ein halbes Lernjahr. Vor fünf Jahren waren es mit 22 Prozent deutlich weniger, so die aktuellen Ergebnisse der ersten wissenschaftlichen Studie zum Lesen nach der Pandemie von der TU Dortmund.
Auch in anderen Fächern gibt es viel aufzuholen, eine langfristige Aufgabe, mit der die Schulen nicht allein gelassen werden dürfen. Der Lehrkräftemangel, die nur langsam anlaufende Hilfe aus dem Corona-Aufholpaket der Bundesregierung sowie die anstehende Integration der geflüchteten Kinder aus der Ukraine erschweren die Situation. Daher forderte Margret Schaaf, 1. Vorsitzende des MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverbands e.V.: “Aufgrund der Pandemie benötigen viele Schülerinnen und Schüler mehr Unterstützung als je zuvor. Sie müssen Wissen aufholen, aber auch ihre Sorgen und Ängste besprechen können, um sie zu bewältigen. Daher appellieren wir dringend dafür, mehr ehrenamtliche Partner wie unsere Lesementorinnen und Lesementoren in den Schulalltag einzubinden. Sie stehen schnell und langfristig zur Verfügung. Nur so können wir alle gemeinsam dafür sorgen, dass die Kinder und Jugendlichen jetzt nicht wissentlich abhängt werden.”
Die Nachfrage der Schulen nach der individuellen Förderung der Lesementor*innen ist seit dem Sommer 2021 sehr stark gestiegen, bundesweit fördern 13.000 Mentor*innen 16.600 Schüler*innen. Um noch mehr Leseförderung nach seinem erfolgreichen 1:1-Prinzip anbieten zu können, sucht der Verband neue Mitstreiter. Gründer von neuen, regionalen Vereinen für Mentor*innen erhalten eine umfassende Beratung des Bundesverbands sowie eine Anschubfinanzierung. Diese ermöglicht die Deutsche Bank Stiftung. Deren Geschäftsführerin Dr. Kristina Hasenpflug würdigte das ehrenamtliche Engagement der Lesementor*innen bei der Tagung in Gießen: “Uns ist es ein zentrales Anliegen, Bildungschancen unabhängig von der Herkunft eines Kindes zu ermöglichen, weshalb wir das bundesweite Engagement von MENTOR ungemein begrüßen und uns über den hohen persönlichen Einsatz der ehrenamtlichen Mentorinnen und Mentoren auch in Pandemiezeiten freuen.” Die Stiftung stärkt gemeinsam mit anderen namhaften Förderern den Bundesverband in seinem Engagement.
In wissenschaftlichen Fachvorträgen und Workshops setzten sich die Mentor*innen im Gießener Tagungshotel Heyligenstaedt mit Strategien und Medien für die Leseförderung auseinander. Das Ziel der Mentor*innen ist es immer, die Lesefreude der Kinder und Jugendlichen zu wecken. Dazu Dr. Annika Kruse, 1. Vorsitzende von MENTOR – Die Leselernhelfer Gießen e.V.: “Um Lesefreude zu wecken und Lese- und Sprachkompetenz aufzubauen, setzen wir nicht nur Bücher sondern auch digitale Medien ein. Oft können wir damit auch Kinder motivieren, die sich sonst nur schwer für das Lesen begeistern lassen. Denn einer der großen Erfolgsfaktoren von MENTOR ist, dass wir gezielt auf die Interessen eines Kindes und auf seine Fähigkeiten eingehen, um es individuell und langfristig zu fördern.”
Wer sich in Gießen bei MENTOR – Die Leselernhelfer für Schüler*innen einsetzen möchte, findet auf der Internetseite www.mentor-bundesverband.de Informationen.
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Frau Agnes Gorny
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