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Prävention statt Schadensbegrenzung

Australien verbietet Social Media für Kinder unter 16 Jahren – Vorbild oder nur ein Pflaster auf die Wunde? Eine Einschätzung des Medienexperten Florian Buschmann

Australien hat ein Gesetz verabschiedet, das Kindern unter 16 Jahren die Nutzung sozialer Medien verbietet. Plattformen wie TikTok und Instagram sind verpflichtet, sicherzustellen, dass diese Altersgrenze eingehalten wird. Verstöße können mit Strafen von bis zu 30 Millionen Euro geahndet werden. Ziel ist es, Kinder vor Cybermobbing, gefährlichen Challenges, exzessivem Medienkonsum und Missbrauch im Internet zu schützen. “Australien setzt ein starkes Zeichen für den Schutz von Kindern”, erklärt Medienexperte Florian Buschmann, unter anderem bekannt durch focus online, den MDR sowie den Fachverband für Mediensucht.

Das Verbot von Social Media für Jugendliche unter 16 Jahren zeigt, dass die Risiken des digitalen Raums endlich ernst genommen werden. Doch reichen Verbote aus, oder braucht es andere Ansätze, um Kinder wirklich zu schützen?

Florian Buschmann hält den Vorstoß Australiens zwar für ein starkes Zeichen für den Schutz von Kindern, doch Verbote allein würden die eigentlichen Probleme nicht lösen, so der Experte. Prävention sei weitaus wichtiger.

“Es ist allen klar, wir brauchen Veränderungen”, sagt Buschmann. “Aber Verbote allein verfehlen oft das Ziel oder erreichen sogar das Gegenteil. Ohne die Vermittlung von Kompetenzen bleibt das eigentliche Problem bestehen. Kinder von digitalen Plattformen fernzuhalten, ist nicht die Lösung, vielmehr müssen sie lernen, wie diese funktionieren, wie man Gefahren im Netz erkennen und sich schützen kann.”

Ist ein solches Gesetz in Deutschland möglich?

In Deutschland ist so ein Verbot in weiter Ferne. Der Föderalismus und die Betonung individueller Freiheiten erschweren eine einheitliche Regelung. “Es fällt uns bereits schwer, Handyverbote in Schulen zu etablieren – eine umfassende Social-Media-Regulierung würde auf ähnliche Widerstände stoßen”, schätzt Buschmann die Lage ein. Andere Länder in Europa sind da weiter: Frankreich und Italien beispielsweise haben gesetzliche Handyverbote in Schulen eingeführt.

Die eigentliche Frage ist, ob Verbote überhaupt zielführend sind: “Es ist, als würden wir die Altersgrenze für Alkohol auf 21 setzen. Viele würde dennoch illegal konsumieren und gerade das lässt sich nicht kontrollieren”, so Buschmann.

Medienkompetenz ist der Schlüssel zur digitalen Selbstbestimmung

“Solche Verbote sind wie ein Pflaster auf der offenen Wunde – was wir wirklich brauchen, ist eine ausgeprägte Förderung von Medienkompetenz”, betont Buschmann.

Medienkompetenz ist eine vielschichtige Fähigkeit, die unterschiedliche Bereiche abdeckt. Sie schließt kritisches Denken ein, das befähigt, Informationen auf ihre Glaubwürdigkeit zu prüfen und mögliche Manipulationen zu erkennen. Ebenso wichtig ist die Fähigkeit zur Selbstregulation, um die eigene Zeit vor Bildschirmen bewusst zu steuern und klare Grenzen zu ziehen. Darüber hinaus umfasst sie digitale Resilienz, die hilft, mit Herausforderungen wie Cybermobbing oder belastenden Erlebnissen im virtuellen Raum umzugehen. Technisches Verständnis bildet eine weitere Grundlage, um die Funktionsweise von Algorithmen zu durchschauen und die Mechanismen hinter der gezielten Bindung von Aufmerksamkeit durch Plattformen zu begreifen.

“Diese Fähigkeiten sind genauso wichtig wie Lesen, Schreiben oder Rechnen”, erklärt Buschmann, “denn nur, wenn Kinder die digitale Welt verstehen lernen, können sie sich sicher in ihr bewegen. Dabei ist die Begleitung durch Eltern fundamental wichtig.”

Wie wir digital Natives fit machen

Man sollte sich nicht allein auf Gesetze verlassen, es braucht vor allem eine gute Zusammenarbeit von Schulen, Eltern und Fachleuten. Etwas, was alle Familien umsetzen könnten, wäre, ein genaues Auge auf die Bildschirmzeit der Kinder zu haben. “In weiterführenden Schulen variiert die tägliche Nutzungsdauer digitaler Medien zwischen vier und acht Stunden pro Tag. Das ist einfach zu viel. Für Kinder in der Grundschule sind 30 bis 45 Minuten pro Tag empfohlen. Für Kinder ab dem 12. Lebensjahr ein bis zwei Stunden”, so Buschmann.

Und ganz wichtig sei die Einhaltung der Altersempfehlungen: “Es kann nicht sein, dass Kinder in der ersten Klasse gewalthaltige Spiele wie Fortnite oder gar GTA spielen, oder auf Plattformen wie Snapchat Zeit verbringen.”

Aufklärungsinitiative OFFLINE HELDEN

Florian Buschmann weiß sehr genau, worüber er spricht. Er studierte Psychologie (B.A.) und war einst selbst betroffen von Mediensucht: “Als Teenager spielte ich bis zu 16 Stunden am Tag und vernachlässigte nahezu alles andere.” Nicht jeder schafft den Absprung, so wie er. Inzwischen ist er in Schulen unterwegs und klärt über Mediensucht auf. In Projekten ab der ersten Klassenstufe spricht er mit den Kindern über die verschiedenen Gefahren im Internet. Mit seinem Team OFFLINE HELDEN führte er in diesem Jahr über 500 Veranstaltungen mit mehr als 12.000 Teilnehmern durch. “Über die letzten Jahre haben wir uns als fester Teil der Bildungslandschaft etablieren können. Es ist schön zu hören, wenn Kinder erzählen, wie sie kritische Apps löschen oder Eltern wieder mehr Familienzeit mit ihren Schützlingen verbringen.”

In Deutschland braucht es nachhaltige Diskussionen über den Umgang mit digitalen Geräten. “Gerade Kinder und Jugendliche befinden sich in einer kritischen Lebensphase, in der wir sie begleiten und unterstützen müssen.”

Als ehemalig Betroffener ist Florian Buschmann nicht nur das Thema Mediensucht eine Herzensangelegenheit, sondern vor allem die Menschen dahinter. Zusätzlich engagiert Florian Buschmann sich im Fachverband für Mediensucht.

Gemeinsam mit Psychologen entwickelte er einen Leitfaden, wie Verwandte Betroffenen helfen können. Diesen finden Suchende in seinem Buch: “Ade Avatar”.

Kontakt
Florian Buschmann
Florian Buschmann
Kötzschenbroder Straße 46
01139 Dresden
017640479797
www.florian-buschmann.de

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