Weniger Glanz, mehr Fundament? Die Zukunft des Diamantmarktes im Blick anspruchsvoller Investoren?

Zwischen globaler Angebotskrise, wachsender ESG-Relevanz und der Suche nach werthaltigen Alternativen – was Investoren jetzt über den Diamantenmarkt wissen müssen. Von Heinz Muser, geschäftsführender Gesellschafter der EM Global Service AG.
Ein Markt zwischen Krisensymptomen und Neubewertung
Wer heute in den Diamantenmarkt investiert oder dort signifikante Beteiligungen hält, muss bereit sein, alte Sicherheiten zu hinterfragen. Die Branche steht an einem Punkt, an dem Marktmechanismen, geopolitische Verschiebungen und veränderte Konsumgewohnheiten nicht nur Übergangseffekte, sondern strukturelle Dynamiken darstellen. Einfache Preisprognosen greifen zu kurz. Stattdessen braucht es eine fundierte Analyse der Angebotsverknappung, der Nachhaltigkeitsdimensionen, neuen Verbrauchermärkten sowie des Wandels durch synthetische Diamanten.
Als geschäftsführender Gesellschafter der EM Global Service AG und verantwortlich für die Edelsteinmarke Premium Diamonds verfolge ich die Entwicklung mit dem Blick eines Praktikers, Investors und Marktbeobachters. Dieser Beitrag richtet sich an Anleger, die Substanz über Signal stellen – und an jene, die verstehen wollen, was die kommenden Jahre für Diamanten wirklich bedeuten.
Globale Marktstrukturen im Umbruch: Zahlen, Trends und Prognosen
Der weltweite Diamantenmarkt hatte im Jahr 2023 ein Volumen von rund 94,19 Milliarden US-Dollar. Für 2024 erwarten Studien, darunter von Fortune Business Insights, ein Wachstum auf 97,57 Milliarden US-Dollar. Langfristig könnte der Markt laut denselben Prognosen bis 2032 auf 138,66 Milliarden US-Dollar anwachsen, getragen von einem CAGR von 4,5 Prozent. Dieses Wachstum ist nicht linear, sondern durch eine Vielzahl sich überschneidender Faktoren beeinflusst: von Angebot und Nachfrage über technologische Innovationen hin zu geopolitischen Entwicklungen.
Die Angebotsseite: Ressourcenerschöpfung und geopolitische Instabilität
Ein kritischer Blick auf die Angebotslage zeigt eine deutliche Schrumpfung der Produktionskapazitäten. Im Vergleich zu den Jahren 2018 und 2019 ist die weltweite Diamantabbaukapazität um bis zu 20 Prozent zurückgegangen. Gründe dafür sind die natürliche Erschöpfung großer Minen, insbesondere in Botswana, Russland und Kanada, sowie eine Zurückhaltung bei der Erschließung neuer Lagerstätten angesichts der zunehmenden Regulierungs- und Umweltanforderungen.
Zugleich verschärfen politische Unsicherheiten die Lage: Die Sanktionen gegen russische Exporteure, vornehmlich gegen den staatlichen Giganten Alrosa, haben nicht nur die Lieferketten unterbrochen, sondern auch das Vertrauen in langfristige Bezugsquellen erschüttert. In Afrika führen soziale Instabilität, Korruption und mangelnde Infrastruktur zu sinkenden Investitionen in neue Explorationsprojekte.
Zwischenstufe (Midstream) im Umbruch: Schrumpfende Lager und abnehmender Preisdruck
Die sogenannte Midstream – also der Bereich zwischen Rohdiamantenabbau und Einzelhandel – verzeichnet laut aktuellen Branchendaten deutlich sinkende Lagerbestände. Diese Entwicklung stabilisiert die Preisstruktur, denn große Zwischenhändler wie Signet, Chow Tai Fook oder Tiffany & Co. kaufen nicht mehr auf Vorrat, sondern agieren selektiv und rotationsoptimiert.
Dies hat zur Folge, dass die Großhandelsmargen stabil bleiben, obwohl die Endverkaufspreise bisher nicht das Niveau der Vorkrisenzeit erreicht haben. Diese Strukturveränderung signalisiert eine gesunde Bereinigung des Marktes und könnte mittel- bis langfristig für höhere Preiskonsistenz sorgen.
Nachfrageseite: Luxus, Emotion und neue Märkte
Auf der Konsumentenseite zeigt sich eine dynamisch differenzierte Entwicklung. In China verzeichnet die Nachfrage nach Schmuckdiamanten erneut deutliche Zuwächse, nachdem der Markt sich schneller als erwartet von den Pandemiejahren erholt hat. Besonders auffällig ist die grenzüberschreitende Nachfrage: Viele chinesische Konsumenten erwerben Diamanten in Nachbarländern, um Preisvorteile zu nutzen.
Hinzu kommt die Popularität des Online-Schmuckhandels, der es Juwelieren ermöglicht, schlanke Lager zu fahren und dennoch global sichtbar und profitabel zu agieren. Plattformen wie Blue Nile oder James Allen zeigen, dass digitale Verkaufsmodelle nicht nur skalierbar sind, sondern auch Vertrauen aufbauen können – vorausgesetzt, die Zertifizierungs- und Echtheitsmechanismen belastbar sind.
Synthetische Diamanten: Preisverfall und Imagegrenze erreicht?
Ein zentrales Thema bleibt die Rolle synthetischer Diamanten. Diese wurden ursprünglich als technologische Revolution gefeiert – chemisch identisch mit den Naturdiamanten, aber kostengünstiger und potenziell nachhaltiger. Doch inzwischen zeigt sich ein rapider Preisverfall in diesem Segment: Seit 2018 sind die Preise für Laborsteine um über 60 Prozent gesunken. Der Markt ist zunehmend gesättigt, die Gewinnspannen sinken.
Hinzu kommt ein Imageproblem: Während der Naturdiamant durch Herkunft, Seltenheit und Geschichte emotional aufgeladen bleibt, fehlt dem Laborstein diese Tiefe. Viele Konsumenten wählen synthetische Steine nur als Übergangslösung oder bei geringerem Budget – nicht aus Überzeugung.
Nachhaltigkeit: Ein neuer Treiber für Vertrauen und Preisbildung
Ein weiteres zentrales Element für anspruchsvolle Anleger ist das Thema Nachhaltigkeit. Der Natural Diamond Council hat sich verpflichtet, bis 2030 Netto-Null-Kohlenstoffemissionen für die gesamte Lieferkette natürlicher Diamanten zu erreichen. Studien zeigen, dass ESG-Kriterien zunehmend für Investitionsentscheidungen relevant sind. Auch der Luxusmarkt reagiert: Marken wie Tiffany setzen auf Transparenz in der Herkunft, und Plattformen wie Tracr (ein Blockchain-Projekt von De Beers) dokumentieren die gesamte Wertschöpfungskette.
Großinvestitionen wie die von De Beers in Botswana über 2 Milliarden US-Dollar unterstreichen, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Marketingversprechen, sondern handfeste Strategie ist. Diese Projekte sichern nicht nur langfristige Abbaukapazitäten, sondern stabilisieren auch die lokale Wirtschaft und schaffen politische Bindungen.
Dubai, Indien und das neue Zentrum der Macht im Handel
Ein markanter Trend ist die Verschiebung der Handelszentren. Während traditionelle Standorte wie Antwerpen oder New York stagnieren, gewinnt Dubai massiv an Bedeutung. Die Dubai Multi Commodities Centre (DMCC) hat sich in nur wenigen Jahren zum zweitgrößten Handelsplatz für Diamanten weltweit entwickelt. Steuervorteile, digitale Infrastruktur und logistische Anbindung machen den Standort attraktiv – nicht nur für Händler, sondern zunehmend auch für Investoren.
In Indien hingegen halten sich die Hersteller zurück: Aufgrund anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheiten bleibt die Produktionsmenge niedrig. Dies reduziert zwar kurzfristig die Exportmengen, wirkt aber stabilisierend auf die Preise und verhindert eine weitere Marktüberschwemmung.
Ausblick: Preisbewegung, Anlegerchancen und strategische Positionierung
Obwohl die Diamantenpreise aktuell unter dem Niveau der letzten fünf Jahre liegen, zeigt die Marktstruktur klare Anzeichen der Erholung. Die Kombination aus Angebotsverknappung, wachsender Nachfrage, ESG-getriebener Vertrauensbildung und geopolitischer Neuordnung spricht für eine allmähliche Preissteigerung.
Für Investoren bedeutet das: Jetzt ist nicht der Zeitpunkt für spekulative Hektik, sondern für strategischen Zugang. Wer auf natürliche, zertifizierte Steine mit Herkunftsnachweis und hoher Qualität setzt, schafft Substanz im Portfolio. Derzeitige Bewertungen bieten Einstiegschancen, insbesondere im Bereich von polierten Steinen ab 1 Karat mit GIA- oder HRD-Zertifikat.
Fazit: Diamanten zwischen Mythos und Marktlogik
Die Zukunft des Diamantenmarkts wird nicht vom Glanz einzelner Steine bestimmt, sondern vom Zusammenspiel globaler, kultureller und wirtschaftlicher Entwicklungen. Wer die Zusammenhänge versteht, wird nicht vom Wandel überrascht, sondern nutzt ihn.
Diamanten bleiben ein Luxusgut, aber eines mit Substanz. Sie verbinden das Seltene mit dem Dauerhaften, das Emotionale mit dem Rationellen. Und genau das macht sie auch künftig zu einem relevanten Baustein jeder wertebasierten Anlagestrategie.
Autor: Heinz Muser, geschäftsführender Gesellschafter EM Global Service AG
FAQ – Häufige Fragen anspruchsvoller Investoren
Wie stabil ist der Diamantenmarkt langfristig – und wie zuverlässig sind die Prognosen?
Die langfristige Stabilität des Diamantmarktes hängt maßgeblich von drei Faktoren ab: Angebot, Nachfrage und geopolitischem Umfeld. Studien wie jene von Fortune Business Insights prognostizieren ein Wachstum von 94,19Mrd.USD (2023) auf 138,66Mrd.USD bis 2032 bei einem durchschnittlichen CAGR von 4,5%. Diese Zahl wirkt zunächst optimistisch – sie beruht jedoch auf validen strukturellen Veränderungen: schrumpfende Fördermengen durch natürliche Erschöpfung, wachsender ESG-Druck auf Unternehmen, neue Märkte (v.a. China) und eine sich verfestigende Preiselastizität im Hochwertsegment. Die Unsicherheit bleibt bei kurzfristiger Volatilität – aber mittelfristig zeigen Angebotstrends (-20% Kapazität vs. 2018-2019) und sinkende Lagerbestände in der Midstream einen klaren Weg in Richtung Stabilisierung. Für Langfrist-Investoren ergibt sich daraus ein belastbares Fundament.
Welche Rolle spielen ESG-Kriterien für die künftige Preisentwicklung natürlicher Diamanten?
Enorme. ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) sind längst keine “nice to have”-Kriterien mehr, sondern Preismultiplikatoren – insbesondere bei vermögenden Käufern und institutionellen Anlegern. Der Natural Diamond Council strebt Netto-Null-Emissionen bis 2030 an, während Initiativen wie De Beers” Blockchain-Plattform “Tracr” Herkunft, Förderung und Weiterverarbeitung transparent dokumentieren. Marken wie Tiffany setzen diese Nachverfolgbarkeit in ihrer Preisbildung bereits voraus. Studien von McKinsey zeigen, dass bis 2030 rund 60% aller globalen Luxusausgaben von Millennials und GenZ beeinflusst werden – Gruppen, die Nachhaltigkeit als Kaufbedingung sehen. Fazit: Wer ESG-konforme Naturdiamanten anbietet, wird sich langfristig nicht nur ethisch, sondern auch ökonomisch durchsetzen.
Sind synthetische Diamanten eine ernst zu nehmende Konkurrenz oder eine vorübergehende Mode?
Synthetische Diamanten haben ihre Nische – aber kein stabiles Preismodell. Seit 2018 sind ihre Preise um über 60% gefallen. Der Grund liegt in der Industrialisierung: Da synthetische Steine in Serie gefertigt werden können, fehlt ihnen das fundamentale Merkmal des Naturdiamanten – echte Knappheit. Zwar ist der Einsatz für Mode- und Trendprodukte wirtschaftlich sinnvoll, doch gerade im hochpreisigen Anlagebereich verlieren Laborsteine an Attraktivität. Laut Bain & Company erzielen nur natürliche Diamanten ab 1Karat im gehobenen Segment nachhaltige Wertsteigerungen. Auch bei Wiederverkauf und Beleihung (z.B. bei Vermögensstrukturierungen) spielen synthetische Steine keine Rolle. Die Schlussfolgerung lautet: als Konsumgut ja – als Investment nein.
Welche Diamanten gelten aktuell als besonders werthaltig für Anleger?
Investoren sollten sich auf natürliche, zertifizierte Einzelsteine ab 1 Karat konzentrieren. Besonders begehrt sind farblose Diamanten mit hoher Reinheit (z.B. VS1+), exzellenter Schliffqualität und GIA-, HRD- oder IGI-Zertifikat. Fancy Colored Diamonds (z.B. Pink oder Blau) verzeichnen zwar teils spektakuläre Wertentwicklungen – sind aber spekulativer und illiquider. Wichtig ist: keine Massenware, sondern geprüfte Qualität mit klarer Provenienz. Im Midstream-Bereich sinken Lagerbestände, während Endverbraucherpreise stagnieren – das eröffnet Investoren in der heutigen Marktphase günstige Einkaufsmöglichkeiten mit überdurchschnittlichem Wertpotenzial für die nächsten fünf bis zehn Jahre. Als Benchmark gilt: Wer 2025 in hochqualitative Diamanten investiert, sollte eine Wertentwicklung von 4 bis 6Prozent p. a. realistisch einkalkulieren können – bei entsprechendem Anlagehorizont.
Premium Diamonds ist eine Marke der EM Global Service AG. Im Herzen Europas gelegen, konzipiert und betreut das Unternehmen EM Global Service AG Rohstoffkonzepte. Das Leistungsspektrum der EM Global Service AG umfasst den Erwerb, die Verwahrung und Sicherheit von physischen Edelmetallen und Edelsteinen für die Eigentümer. Das Unternehmen baut auf wirtschaftliche Stabilität und sichert diese mit Zuverlässigkeit und Diskretion in der Vermögensverwahrung. Premium Diamonds bietet erstklassige, preiswerte Diamanten für Händler und Juweliere mit HRD- oder GIA-Zertifikaten.
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